Der Heilwald in Bad Nauheim


Mit dem Smartphone durch den Heilwald . . .

 

Fast täglich bekomme ich derzeit (Mai 2024) Werbung in den sozialen Medien über den neuen Heilwald in Bad Nauheim – den ersten hessischen.

 

Natürlich wollte ich ihn mir anschauen. Nachdem ich vom ersten deutschen Heilwald auf Usedom ziemlich enttäuscht war, da er eher an einen modernen Trimm-Dich-Pfad erinnert, war ich auf den ersten hessischen Heilwald sehr gespannt.

 

Um es vorwegzusagen: manches haben die Hessen besser gemacht – vieles leider (noch) nicht. Kann aber noch kommen, vielleicht.

 

 

Die Tafeln der 12 Stationen sind schön gestaltet. Auch wenn gleich auf der ersten das gezeigte Bild nicht mit der beschriebenen Übung übereinstimmt und ich manche Stationen an anderen Orten platziert hätte (aber ich bin da eben auch ein bisschen kritischer 😊).



Besonders gut gefällt mir der Barfuß-Pfad. Er ist richtig gut gemacht. Und das in der Werbung gerne gezeigte Waldbaden-Zimmer mit 2 Hängematten, 2 Holzliegen und einer „Holzbadewanne“ fand ich zwar ganz nett, aber nicht so den „Renner“. Da gefallen mir die herrlich geschwungenen Entspannungsliegen (Panoramaliegen) schon wieder besser.

 

Die drei Damen, die ich heute am 8. Mai 2024 im Waldbade-Zimmer antraf, verließen es auch gleich wieder. Sie wollten ein Picknick machen, und ihnen war es dort zu „dunkel“. Später habe ich sie dann auf der Skiwiese auf einer Panoramaliege gesehen. Wenn es im Sommer richtig heiß wird, ist das Waldbade-Zimmer sicher die bessere Wahl.



Besonders ärgerlich finde ich, dass man weder am Anfang eine Übersichttafel angebracht hat mit den Positionen der Stationen oder einen Rundweg mit Markierungen ausgezeichnet hat.

 

Nun hatte ich mich am Tag zuvor sehr differenziert vorbereitet und konnte die einzelnen Stationen in etwa bestimmen (weil nette Menschen auf Komoot oder Google schon Bilder veröffentlicht hatten).

 

Trotzdem war ich des Öfteren auf der Suche, wollte ich doch gerne alle Stationen und besonders den Barfuß-Pfad nicht verpassen. Im Endeffekt bin ich dann mit dem Smartphone und der Navigation über Komoot durch den Heilwald marschiert und konnte irgendwie kein rechtes Waldbaden-Gefühl bekommen. Dafür ist der Weg allerdings auch viel zu lang – vom Bahnhof und zurück sind es über 7 Kilometer. Der reine Heilwald-Rundweg, so wie ich ihn nun veröffentlicht habe ist immerhin auch ca. 4 Kilometer.

 

 

Übrigens läuft entlang des Weges auch zum größten Teil der „Besser-Lernen-Pfad“. Er hat tolle Übungen, die bestimmt den Kindern viel Spaß machen – und die teilweise auch bestens als „Waldbade-Übungen“ dienlich sind. Ich habe sie jedenfalls auch hin und wieder mit ganz viel Freude ausprobiert.



Was mir gut gefallen hat, sind die vielen sehr fantasievoll errichteten Holz-Hütten und Aussichtstempel, zu denen es immer auch eine Beschreibung gibt. Sie wurden durch Spendengelder vermögender Kurgäste Ende des 19. Jahrhunderts hier im Waldpark errichtet und bieten noch heute sehr reizvolle Ausblicke.

 

Interessant auf alle Fälle, dass bereits Ende des 19. Jahrhunderts dieser Waldpark als therapeutischer Landschaftspark angelegt wurde. Die Ärzte hatten schon damals erkannt, dass Bewegung in der Natur und der Aufenthalt in reizvollen Landschaften die Gesundheit begünstigten (also heute alles nur eine „Neuauflage“ des Gesundheitsgedankens…).

 

So ist der gesamte Weg durchaus sehr schön zu laufen. Egal, ob man nun Waldbaden, Wandern oder Spazierengehen möchte.

 

Mir stellt sich jedoch die Frage, warum man diesen Wald nun als „Heilwald“ zertifizieren ließ. Es ist ein „ganz normaler“ Wald, wie wir ihn im Waldland Hessen an vielen Orten antreffen – und sehr oft auch noch viel „wilder“.

 

 

Ich denke, dass es hier eher eine Touristen-Attraktion werden wird. Doch auch das ist ja durchaus in Ordnung – Hauptsache die Menschen gehen nach draußen.



Also hier mein Fazit:

 

Positiv

  • Schön gestaltete Tafeln zu den Waldbade-Übungen
  • Abwechslungsreicher Weg – auch mit den „Besser-Lernen-Übungen“ und den Holz-Hütten
  • Fantasievoller Barfuß-Pfad
  • Weg vom Bahnhof aus wählen, denn dann hat man auch den Sprudelhof (Achtung derzeit in Renovierung) und den Kurpark auf seinem Weg

Negativ

  • Keine Wegemarkierungen (sehr negativ, wie ich finde)
  • Keine Übersichtstafel mit den Standorten der Stationen und des Barfuß-Pfades am Beginn des Heilwaldes
  • Keine Hinweise in der Stadt/im Kurpark, wo sich der Heilwald befindet und wie man hinkommt
  •  Nicht wie angekündigt ein „besonderer“ Wald – einfach ein schöner Mischwald (aber Heilwald?)
  • Manche Tafeln hätten passenderere Orte verdient
  • Eine Tafel ist fehlerhaft beschriftet und bei der „Verwurzelungs-Tafel“ fehlt ein wichtiger Hinweis zur Übung

Diese negativen Punkte könnten in der Zukunft alle noch verschwinden. Warum man aber dann jetzt schon so massiv Werbung macht, ist mir etwas unverständlich. Vielleicht wurde nicht alles bedacht. Hallo Hessen - wir können das doch besser :)

 

 

Bleibt am Ende eigentlich nur noch die Frage:

Brauchen wir wirklich „Heilwälder“, oder ist es vielmehr „Geldmacherei“? (siehe Linkliste unten, da wird mit der Gesundheit viel Geld verdient). Meines Erachtens hätte man diesen Weg (- also der noch kein Weg ist) auch ohne Zertifizierung einrichten können. Aber ich kann natürlich nicht hinter die Fassade blicken.

 

Mein Wegverlauf

 

Ihr könnt euch nun zumindest nicht mehr verlaufen und braucht auch keine Stationen zu suchen – geht einfach meiner Komoot-Aufzeichnung nach – und habt viel Spaß dabei.